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Uhrzeit (MEZ)

Es hat sich gedreht. Irgendwie.
Du weisst genau was richtig ist. Doch, da bist du dir sicher.
Seltsam ist nur, dass der Zweifel daran frisst.
Manchmal zieht sich dein Inneres zusammen.
Es ist diese Explosion, die nicht detoniert.
Oder hört sie einfach nicht auf?

Also irgendwie dreht es noch immer.
Sind das nur die Bierflaschen, die leer herumliegen?
Es wird noch schneller.
Gerade dann, wenn du zu vergessen suchst,
dann schaffst du es auf keinen Fall.
So viele Flaschen gibt es gar nicht.
Die Anderen kannst du ja täuschen.
Aber dich?

Es ist kalt. Aber dafür hast du jetzt keine Zeit.
Du geniesst es am Rande zu sitzen.
Zusehen und fliessen lassen.
Das Verlangen ist zerreissend.
Dieser Hunger nach ihr. Es schmerzt.
Was ich meine?

Noch eine Flasche.
Deine Chilbi braucht Treibstoff.
Wenigstens die Bierchilbi.

Jemand steht dir aufs Schienbein.
Hat gar nicht weh getan.
Wenigstens da versagt das Bier nicht.
Ein Lachen drückt sich durch deine Kehle rauf.
Vielleicht solltest du trotzdem nicht so im Eingang sitzen?

Du wirst hochgehoben.
Dein Magen zieht sich zusammen.
Ob den Jungs bewusst ist, wie kurz sie vor vollgekotzten Schuhen stehen?

Der Asphalt nimmt dich in seine nassen Arme.
Die Türe hätten sie wenigstens aufmachen können,
bevor sie dich rausschmeissen.
Na wenigstens hat sich die Frage mit dem Eingang gelöst.

Dieses Drehen hört nicht auf.
Das vom Bier, wird morgen irgendwann weg sein.
Das Andere?
Liegt in ihren Händen.

Scheisse,
dein Bier hätten sie ja mit rausschmeissen können.
Kaum hast du den Gedanken durch deine Hirnwindungen getrieben,
trifft dich etwas am Kopf.
Du hörst deine halbvolle Flasche von eben auf dem Asphalt zersplittern. 
Danke Jungs.

Die Jeansjacke saugt sich gierig voll.
Jeder einzelne Tropfen von der Strasse kommt dran.
Du entschliesst dich dazu wenigstens aufs Trottoir zu robben.
Deine Hände kämpfen verzweifelt mit dem schwankenden Rinnsteinpflaster.
Irgendwann gewinnen sie,
ziehen deinen gefühllosen Körper auf den Bordstein.

Kaum oben angekommen, erwischt dich voll die Gischt.
Es ist nicht so, dass du denkst, man habe es extra gemacht.
Du hättest es einfach cool gefunden,
wenn das Auto einen Meter weiter weg von dir vorbeigefahren wäre.

Du bist dir sicher, dass du jeden Moment abhebst.
Mit diesem Helikopter im Kopf wirst du bist zum Mond fliegen.
Mindestens. Scheiss auf die NASA!
Vielleicht könntest du sie da oben vergessen?
Das Bier schafft es ja nicht.
Du drehst dich auf den Rücken,
wirfst den Blick kühn in den Sternenhimmel.
Ein Entdecker kennt kein zurück.
Wirst mit einer Sternschnuppe belohnt.
Wenn sie länger als drei Sekunden dauert
hast du einen Wunsch frei!
Eins,
Zwei,
plötzlich merkst du,
dass deine Augen die ganze Zeit geschlossen waren.

Es wird schon einen Grund haben, 
warum sie den Jungs jeweils so einen überdimensionalen
Silvesterknaller unter den Hintern klemmen.
Wenn das mit Bier alleine ginge,
wärst du schon lange Astronaut geworden.

Verdammter Alkohol.
das war das letzte Mal!
Du versuchst deinen Brustkasten hochzukriegen,
Tonnen drücken dagegen.
Aber du bist schliesslich eine Kämpfernatur.
Wäre doch gelacht,
wenn du dich nicht aufrichten könntest.
Dazu braucht es mehr als fünfzehn Flaschen.

Irgendwann bist du tatsächlich oben.
Jetzt erwischt dich die Chilbi aber voll.
Voll von vorne.
Du überlegst, ob es nicht besser wäre sich wieder hinzulegen.
Es wird warm an deinen Oberschenkeln.
Du wirst doch nicht......?
Beruhigt siehst du auf dein Nachtessen.
Fragst dich wann du denn gekotzt hast.
Dem Dampfen nach ist es aber nicht allzu lange her.
Na ja egal,
solange du dir nicht in die Hosen gepisst hast,
ist alles in Ordnung.

Ein  Laternenpfahl.
Magisch rollt dein geschundener Körper auf diesen zu.
Es ist, als würdest du neben dir selbst stehen.
Hast keine Ahnung was abgeht.
Aber so ist das jedes Mal.
Am nächsten Abend erwachst du zuhause in deinem Bett.
Du weisst nie wie du da hingekommen bist.
Aber es fängt immer damit an,
dass dein Körper auf eine Laterne zurollt.
Dann weisst Du, es geht nach Hause.

Nonstop wird eine Gun neben deinen Ohren abgefeuert.
Du weisst jetzt schon, wenn du aufwachst, wird es dir so reinkommen.
Aber das ist ja erst in einigen Stunden.
Vorher muss dein Körper dich noch nach Hause bringen
und das funktioniert immer irgendwie.

Irgendwann wirst du wieder der Alte sein.
Das Bier wird von deiner Leber in schwerstarbreit abgebaut sein.
Nur weisst du jetzt schon,
das drehen wird dann immer noch sein.
Deine Zweifel werden immer noch weiter fressen.
Das Zusammenziehen, 
die Explosion,
diese ewige Explosion.
Du weisst genau, daran wird sich nichts ändern.

Du lallst noch einen letzten, deftigen Fluch gegen die NASA.
Das Einsehen, dass du ihr auch in dieser Nacht nicht entkommen bist,
erdrückt deine Seele.
Trotz deinem Vollrausch dringt der Gedanke in deine Wahrnehmung,
dass kein Raumschiff dich weit genug wegbringen könnte,
um nicht mehr an sie denken zu müssen.

Was Dir bleibt?
Die nächsten Stunden bis zur Schiessübung in deinem Gehörgang.
Die einzige Zeit, in der du ihr entkommen kannst.
Darum wirst du auch am nächsten Abend wieder hier sein.
Du hoffst einfach, dass die Zeit Gnade kennt,
hoffst, dass sie dich irgendwann vergessen lässt.
Bis dahin werden dir eben deine Kumpels helfen.

Es ist wichtig gute Kumpels zu haben.
Lang lebe Heineken, Bud und Miller.
Scheiss auf die NASA!